Sierra Nevada – der Ruf der Wildnis
Sierra Nevada – der Ruf der Wildnis

Sierra Nevada – der Ruf der Wildnis

Also eigentlich sind und waren wir ja schon immer wegen des Meeres so spanienfixiert!! Es fasziniert uns – wie vermutlich viele andere auch – sehr! Dennoch scheint es uns gerade viel verlockender in den Bergen herumzugondeln und die so unterschiedliche Landschaft der verschiedenen Regionen zu bestaunen. Also an Landschaft und vor allem Bergen gibt es hier ja eine ganze Menge. Ehrlich gesagt war uns das in dem Ausmaß gar nicht klar.

Als wir zum ersten Mal in der Sierra Nevada herumfuhren – auf engsten Straßen immer weiter aufwärts und aufwärts, sodass wir uns schon fragten, ob wir oben ein Sauerstoffzelt bräuchten, haben uns die Berge richtig gepackt. Die Farben, die Klarheit der Luft, die Stille und das Gefühl etwas geschafft zu haben – obwohl wir ja nur im Auto saßen. Ok – der Fahrer hat auf den schmalen Straßen mit dem Vehikel schon richtig Stress, wobei der Beifahrer sich durchaus entspannen könnte, wenn er denn nicht ständig denken müsste, in den Abgrund zu stürzen. Denn oft sind an den Straßen gar keine Begrenzungen; Da geht’s einfach runter. Echt verrückt.

Ja und vor ein paar Tagen, als wir schon längst woanders unterwegs waren und dann mal wieder Richtung Meer fahren wollten, also nach Malaga, sind wir doch tatsächlich in die total falsche Richtung gefahren, ohne es zu merken. Erst haben wir uns bei den Ortsschildern nichts gedacht, dass uns das alles so bekannt vorkam, aber als wir dann auf einmal wieder in Guadix standen, wo die Menschen ihre Wohnungen in den Berg bauen, merkten wir, dass wir zwei Stunden völlig falsch gefahren waren. So wie wenn man von Würzburg nach Frankfurt will und plötzlich in Regensburg landet. Ja, das passiert nur, wenn Hirn ausgeschaltet ist.

ABER: Für uns war es ein superglücklicher Zufall, da wir so nochmal eine andere Route durch die Alpajarras nehmen konnten. Wir fuhren aufwärts, aufwärts, aufwärts und als sich der Tag dem Ende zuneigte, kamen wir – oder vielmehr der Bus – keuchend auf 2000 Meter Höhe an und freilaufende Pferde begrüßten uns auf einem superschönen großen Areal, das unter anderen Umständen sicherlich mit Bergsteigern und Wanderern übersät ist.

Wir entschlossen uns, da zu übernachten und kramten unsere Wolldecken raus. Denn bei 23 Grad war es uns jetzt doch – nach der Gluthitze in Cordoba – wieder zu frisch. Ja, uns kann man nichts recht machen. Hmm… als wir ausstiegen standen wir allerdings mitten in Kuhscheiße; eigentlich war das ganze Gebiet damit überzogen. Sie war Gott sei Dank getrocknet, aber wir machten uns doch ein paar Gedanken, ob vielleicht eine Kuh- oder Stierherde allabendlich oder morgens oder gar in der Nacht(!) Diesen Platz für sich beanspruchen würde. Tja, da wären wir wieder beim nichtvorhandenen Naturburschen- und –burschinnentum.

Wir hüpften um die Kuhfladen herum, um uns möglicherweise einen anderen – SICHEREN, tierfreien – Stellplatz für die Nacht zu suchen. Aber keine Chance. Die Scheiße war überall. Naja. Immerhin stank es nicht und das Wissen darum, so nah am Himmel zu übernachten stimmte uns ganz zuversichtlich.

Allerdings schwand die Zuversicht mit zunehmender Dunkelheit und Kälte. Wir waren komplett allein auf dem Areal, außer den Pferden war kein Lebewesen zu sehen. Da wir wegen der Dunkelheit nicht mehr nach draußen sehen konnten, machten wir unseren Bus dicht, sodass unser Licht nicht in die Berglandschaft hinausstrahlen konnte. Nicht dass uns die wilden Tiere noch für ein Ufo hielten! Da saßen wir nun und lauschten auf jedes Geräusch um uns herum. An sich hörte man gar nichts, aber wir stellten uns alles Mögliche vor. Als wir danach googeln wollten, ob eine Stierherde schon einmal ein Wohnmobil überrannt hat, merkten wir, dass wir gar keinen Empfang hatten. Ne oder? Gleich stellte ich mir Hubschrauber-Einheiten vor, die das Gebiet großräumig nach vermissten Musikern absuchten.  Ganz allein, sogar ohne Herrn Google & Co., das war schon gruslig. Natur pur hin oder her.

Im Endeffekt haben wir uns (fast) beruhigt, an Schlaf war allerding nicht zu denken. Ständig lugten wir durch die Fenster nach draußen, um irgendwelche Bewegungen wahrzunehmen und als wir dann kurz vorm Einschlafen waren, ließ uns ein markerschütternder Schrei hochfahren und wir sahen uns mit großen Augen an. Nach 30minütiger Diskussion, ob wir schnell weiterfahren sollten oder rausgehen und nachsehen sollten, einigten wir uns darauf, uns still zu verhalten. Nach wie vor haben wir keine Ahnung, was das war. Vielleicht ist irgendwo ein Tier gerissen worden oder es war ein Adler, ein Wolf oder gar ein nächtlicher Wanderer, der in die Tiefe gestürzt ist. Oh Gott!

Jedenfalls waren wir total gerädert, als wir bei Morgengrauen aufstanden und feststellten, dass wir immer noch total allein auf weiter Flur mitten in den alten Kuhfladen standen.

Und im Anschluss gibs wieder ein paar Bilder:

Hier kommen auch noch Bilder von Cordoba mit der wunderschönen Mesquita. Eine Höllenhitze hatten wir an dem Tag und waren echt froh, dass wir uns recht lange drinnen herumdrücken konnten 🙂